Vina de Ayer 2016

Die gebirgige Region in den Ausläufern der Sierra de Gredos westlich von Madrid war früher ein wichtiges Weinbaugebiet, das vor allem die Weinschenken der nahe gelegenen Metropole Madrid belieferte. Davon ist heute nicht mehr viel übrig. In den letzten Jahren gibt es Bestrebungen, hier den Weinbau wieder zu revitalisieren. Passend zu diesen Bemühungen hat die Region im Mai 2018 eine eigene Herkunftsbezeichnung unter dem Namen Cebreros erhalten. Für eine Verwendung dieser Herkunftsbezeichnung tatsächlich angemeldet sind bislang allerdings nur 375 ha von den 2500 ha, die insgesamt vom Geltungsbereich der Bezeichnung erfasst sind. Die Weinberge im Cebreros sind überwiegend mit Garnacha-Reben bestockt, die durchschnittlich über 50 Jahre alt sind, weil hier seit vielen Jahrzehnten kaum jemand auf die Idee gekommen ist, Neupflanzungen vorzunehmen.

Garnacha von alten Rebstöcken, das kennt man aus anderen Regionen Spaniens. Das sind normalerweise enorm wuchtige, hoch konzentrierte, dunkelfarbige Weine mit einem stämmigen Alkoholgerüst, großartige, aber mächtige Weine. Im Cebreros hatte früher ein ganz anderer Weintypus Tradition: Rotweine, die kaum mehr Farbe hatten als deutsche Spätburgunder, mit filigraner Aromatik, nur dezentem Gerbstoff und moderater Alkoholstruktur. Jesús Maria Soto  versucht, eine zeitgemäße Neuauflage dieser Tradition zu realisieren.

Das gilt auch für den Viña de Ayer. Es fängt schon bei der Farbe an. So ein blasses Rot kennt man von spanischen Rotweinen eigentlich nicht. Auch die Aromatik bleibt subtil, bleibt elegant, bleibt ohne Wucht. Dafür ist die Frucht ausgeprägt und pointiert. Da erwartet man ein zart gebautes Leichtgewicht, aber Alkohol hat der Wein wie es sich für einen Garnacha von alten Reben gehört. Das schmeckt man aber nur, wenn man es vorher auf dem Etikett gelesen hat. Der Wein ist höchst modern, mit supersauberer Aromatik, ohne jede Oxydationsnote, heißt aber „Wein von vorgestern“.           
91 Punkte Guia Peñin 2019

Rotwein Spanien, trocken

(enthält Sulfite)